Europa Universalis IV - Der Multiplayermodus


von A.I. Cuza

Europa Universalis IV zeichnet sich sich durch seine Wiederspielbarkeit aus, daran ist nicht zu zweifeln. Man hat nicht nur eine riesige Anzahl an Staaten, die man spielen kann, sondern auch eine Vielzahl an Strategien, denen man folgen kann. Doch bis zuletzt kommt man immer wieder in Situationen, die man schon erlebt und gemeistert hat. Ob man nun mit Österreich oder einem anderen Staat das Hl. Römische Reich vereinigt, aus Burgund zur Niederlande wird oder sie mit einem der Kleinstaaten gründet, ob man die neue Welt mit Spanien, Portugal oder England besiedelt, irgendwann findet man sich in bekannten Gewässern wieder. Und seien wir ehrlich, obwohl die KI in letzter Zeit immer wieder verbessert wurde, wird sie in absehbarer Zeit nie an die Kreativität eines Menschen rankommen. Was ist also besser, als gegen andere Menschen zu spielen?

Was kann man erwarten, wenn man Multiplayer (MP) spielen will? Konkurrenz um Eroberungen, Verhandlungen um Einflusssphären, Geheimbündnisse gegen die kriegslüsternen Nachbarn, Intrigen gegen den gierigen Verbündeten, aber auch Kooperation gegen die dumme KI. Und dann gibt es die Kriege - Spielerkriege sind eines der besten Erlebnisse und die größte Herausforderung in einem MP. Das beste Erlebnis ist natürlich immernoch ein glorreicher Sieg gegen alle Widrigkeiten. Dabei sind nicht unbedingt die "fairen" 1v1 Kriege zwischen zwei ausgeglichenen Gegnern die interessantesten - obwohl auch diese ihren speziellen Reiz haben - sondern die ungleichen Kriege, wo ein stärkeres Bündnis ein schwächere Allianz angreift. Alleine Krieg führen ist nicht sehr kompliziert, obwohl es teilweise auch sehr viel Aufmerksamkeit verlangt, wenn man an mehrere Fronten kämpft. In einem Bündnis ist dies normaler Weise einfacher, da man verschiedenen Staaten verschiedene Fronten zuweisen kann, dafür ist die Koordinierung einer echten Offensive eine größere Herausforderung.

Ganz abgesehen davon, dass MP Kriege sehr spannend sind, erfreue ich mich am meisten an den diplomatischen Machtspielchen. Der Franzose will mich angreifen und meine einzige Chance ist ein Bündnis mit Österreich, aber ich habe mein Auge auf zwei seiner Provinzen? Was zu tun, was zu tun? Entweder gebe ich dem Franzosen kampflos was er will unter der Bedingung, dass er mir gegen Österreich hilft oder ich verzichte auf die besagten Provinzen. Mal muss man seine Muskeln spielen lassen und ein schwächeres Land erpressen, ein anderes Mal versucht man Garantien der Neutralität um den lang geplanten Krieg unbelästigt führen zu können.

Ich hoffe, dass ich es geschafft habe Enthusiasmus für ein MP zu wecken. Damit das MP-Erlebnis optimal wird, habe ich ein paar Vorschläge:

1. Macht nicht zu viele Hausregeln. Diese sind schwer ausgeglichen zu implementieren und noch schwieriger durchzusetzen. Die einzige richtige Strafe ist natürlich nur der Ausschluss, und damit ruiniert man sich selbst das Spiel.

2. Behandelt das Spiel nicht wie ein SP. Ihr spielt gegen Menschen, und auf diese müsst ihr Rücksicht nehmen. Diplomatie ist wichtig, sprecht euch ab, bevor ihr etwas tut, was einem anderen Spieler

vielleicht nicht passen könnte, vorausgesetzt eine Provokation ist nicht gewollt.


3. Plant voraus. Kriege, Kolonien, Eroberungen, Infrastruktur, Handel sind Sachen für die man sich vorbereiten muss und in denen man konsequent auf ein Ziel hinausarbeiten sollte.


4. Bleibt flexibel. Geht nicht auf langfristige Beziehungen ein. Man weiß nie, was für Gelegenheiten erscheinen, die man nicht wahrnehmen kann, da man vor 150 Jahren ein Bündnis geschlossen hat. Auch entstehen so Blöcke, wodurch Kriege sehr eingeschränkt werden und man ewig lange nichts tun kann ohne den Zorn Gottes zu entfesseln. 


5. Spielt moderat. Man muss nicht gleich in jedem Krieg die Hälfte des gegnerischen Landes fordern. "Weniger ist manchmal mehr" trifft hier perfekt zu. Fordert man weniger, nimmt der Gegner den Frieden

womöglich schneller an. (Heißer Tipp: Stellt Forderungen direkt nach der Kriegserklärung, ist man stark genug, nimmt der Gegner vielleicht direkt an und man muss keine Manpower und kein Gold verschwenden.)


6. Nutzt Diplomatie. Vor allem als kleiner Staat zwischen zwei großen, rivalisierenden Staaten, ist man, entgegen der volkstümlichen Meinung, in einer perfekten Position um sich Vorteile zu schaffen. Man ist ein potentieller Faktor, der die Balance zwischen ihnen wendet. Spielt darauf an, dass es besser ist den Gegner zu schwächen ohne sich selbst eine Zielscheibe auf die Stirn zu malen und beansprucht Eroberungen für euch selbst.


7. Bleibt wachsam. Schaut nicht nur stur auf euer eigenes Land, guckt immer mal wieder auf die anderen Spieler und versucht ihre Stärke einzuschätzen. Somit werdet ihr nicht überrascht, wenn Österreich auf einmal 4 Vasallen gleichzeitig annektiert und nun doppelt so stark ist wie noch vor 10 Jahren. 


8. Zu viele Spieler schaden. Das ist zwar größtenteils nur persönliche Vorliebe, aber ich mag es, wenn jeder Spieler das Potential hat ein großes Land aufzubauen. Wenn man in Iberien Portugal, Kastillien und Aragon besetzt kann keines der drei Länder richtig wachsen, und obwohl es wahrscheinlich zu unterhaltsamen Kriegen kommen wird, sind diese Länder dazu verdammt rückständig zu bleiben.


9. Es gibt keine Fairness. Staaten haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, welche man ausnutzen oder überwinden muss. Seid ihr bekannt als gewiefter Feldherr, seid schon zu stark im Vergleich zu den anderen, habt euch diplomatisch nicht genug abgesichert oder ihr spielt Frankreich, werdet ihr wohl früher oder später von einem starken Bündnis angegriffen.

Man muss sich auch im Klaren sein, dass ein solches Spiel Monate andauern kann, immer wieder das ein oder andere technische Problem behoben werden muss und die Geschwindigkeit recht langsam ist.

Viel Spaß bei Eurem nächsten MP!

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